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Antizyklisch reisen – Meine Top 5 Gründe dafür!

Havanna im Januar – es ist heiß und voll. Es ist Hochsaison. Woher kommen denn bloß all diese Menschen?

Dass sich die Lockerungen der kubanischen Reisebeschränkungen so schnell auswirken würden hatte ich nicht erwartet. Das „Hemingway“-Hotel Ambos Mundos in der Altstadt ist überfüllt. Kein Durchkommen. Vor dem Hotel ist ein ganzer Haufen Touristen. Man könnte meinen hier gäbe es eine Versammlung oder einfach nur etwas umsonst. So ist es. Es ist einer der wenigen Orte in der Stadt, wo es Free Wifi und überhaupt Wifi gibt. Erst wenn ich mich aus dem Zentrum raus begebe, begegne ich wieder Locals. Das war vor zwei Jahren noch ganz anders.

Zwei Jahre zuvor bin ich im Mai dagewesen. Das war so eine Spontanaktion, bei der mir nicht aufgefallen war, dass das die Nebensaison ist und es zu dieser Zeit keine 100%ige Sonnengarantie gibt. Von Berufswegen hatte ich mich daran gewöhnt stets der Sonne hinterherzujagen. Denn nichts anderes tut man mit einem Kreuzfahrtschiff. Always chasing the sun.

Nun war es also geschehen und ich bin in der Nebensaison nach Kuba. Gebucht hatte ich nur die ersten paar Nächte. Eine ganz so spontane und ungeplante Aktion hatte selbst ich vorher nicht gebracht. Wie sich am Ende herausstellte war das vorher Nichts-Tun/Planen genau das Richtige. Wir hätten es nicht besser treffen können.

# 1 – Echte Begegnungen

Wir waren so ziemlich die einzigen Reisenden auf der Insel. Die anderen, die uns hier und da mal begegnet sind, kann ich an zwei Händen abzählen. Das lässt natürlich Raum und bietet ständig Gelegenheit mit den Locals in Kontakt zu kommen. Auf Kuba wurden wir häufig angesprochen, wenn wir eine Straße entlang schlenderten. Daraus ergaben sich die besten Entdeckungen und Erlebnisse. Denn kein Reiseführer kennt ein Land so gut wie die Locals selbst. Doch sie gewähren nicht nur Insights über ihr Land, sondern auch in ihre kubanische Seele.

Ein Barkeeper machte es sich zur Mission uns sein Kuba -das echte Kuba- zu zeigen. Er fuhr mit uns an viele Orte, die wir sonst nie kennengelernt hätten und lud uns am Ende zu sich und seiner Familie nach Hause zum Essen ein. Einfach so. In Trinidad saß ich jeden Tag mit einer ganz wundervollen älteren Dame in ihrem Hof zusammen. Zurückgelehnt in unseren Schaukelstühlen sinnierten wir über dieses und jenes. Sie erzählte mir davon, wie schwierig es ist Lebensmittel zu bekommen, wie stolz sie auf ihren Sohn ist, wie sehr sie sich über Besucher aus fremden Ländern freut und schließlich erzählte sie mir auch von ihren Ängsten über ihre Krebserkrankung.

In der Hauptsaison hat kaum jemand Zeit für Gespräche. Da muss man sich erstmal durch die Massen kämpfen bis man überhaupt mal einem Einheimischen begegnet. Außerdem freuen sie sich viel mehr über Gäste, wenn diese nicht in der Masse ankommen und darin untergehen. Aussagen wie „Was macht ihr denn hier im Mai?“ oder „Schön, dass ihr da seid!“ hörten wir mehr als ein Mal im Laufe der Reise.

# 2 – Die Kunst des Sich-Treiben-Lassens

Es gab keinen Reiseplan. Außer den ersten paar Nächten hatten wir keine Hotelbuchungen vorgenommen. In der Nebensaison auf Kuba kein Problem. Wir ließen uns treiben. Manchmal stiegen wir einfach in ein Taxi und haben uns vom Fahrer leiten lassen. Auf Kuba geht alles über Mund zu Mund. Wir wollten Cienfuegos verlassen und baten den Taxifahrer um eine Empfehlung. Er riet uns zu Trinidad. Vorher sollten wir auf dem Weg aber unbedingt noch bei den „El Nicho“ Wasserfällen Stopp machen. Ein Tipp, der Gold wert war. Die fast unberührte Natur ist wild und wunderschön. Wir badeten in den Wasserfällen und waren mit etwa acht weiteren Besuchern, die einzigen an diesem Ort. Herrlich.

Weiter nach Trinidad. Zufälligerweise kannte unser Taxifahrer da auch jemanden, der jemanden kannte, dessen Schwester eine casa particular* hatte. In Trinidad angekommen stellte sich heraus, dass die casa belegt war. Nicht schlimm. Denn die Dame kannte die ältere Dame ein paar Häuser weiter, die auch eine casa particular für Gäste anbot. Und so gestaltete sich die gesamte Reise. Wir ließen uns treiben und folgten den Tipps der Locals. Es waren weit mehr als Tipps. Mit den Anrufen, die sie tätigten und was sie alles für uns organisierten, hüllten sie uns ein Kokon. Wir schwebten.

So spontane Trips und Inselrundfahrten sind in der Hauptsaison kaum möglich. Da ist alles ausgebucht. Taxen, Busse, Unterkünfte und den Nationalpark El Nicho kann man in der Hauptsaison auch nur schwerlich spontan besuchen, denn es gibt Einlassbeschränkungen, um die Natur nicht zu gefährden.

*casa particular nennt man die Privatunterkünfte. Viele Einheimische haben ein Haus und vermieten 1-3 Zimmer an Gäste. Wir haben nie mehr als € 10-15 pro Nacht bezahlt und waren absolut zufrieden. Die Zimmer waren immer top gepflegt und sauber. Im Gegensatz zu den Hotelzimmern, die ich auf meinen Kuba Reisen bewohnt habe. Die Privatunterkünfte sind definitiv den Hotels vorzuziehen. Außerdem ist man hier in direktem Kontakt mit den Gastgebern und bekommt die besten Insider Tipps.

# 3 – Erlebnisse, die einem sonst verwehrt bleiben

Bleiben wir im El Nicho Nationalpark. Wir wandelten durch die Gegend und bewunderten die Natur. Da sprach mich plötzlich ein Herr flüsternd von der Seite an und fragte, ob wir nicht einen „versteckten“ Naturschatz sehen wollten. Das muss man uns nicht zwei Mal fragen. Er hob die Abgrenzung hoch und ließ uns durch. Wir mussten eine Weile durch den Busch wandern und klettern bis wir da waren: Eine kleine Tropfsteinhöhle mit einem Elefanten aus Stalaktiten und Stalagmiten. Mega!

Sofern der Weg zur Höhle nicht inzwischen ausgebaut und als Besichtigungsteil des Parks angeboten wird, ist es eher unwahrscheinlich, dass es sich bei den Besucheranstürmen in der Hochsaison ergibt, zu fünft mit dem Herrn zum versteckten Naturschatz hinabzusteigen.

# 4 – All das ganz für sich allein

Die schönsten Strände, Landschaften, Sehenswürdigkeiten, Bars, Restaurants und alle(s) was Kuba ausmacht, hatten wir ganz für uns allein. Das ist purer Luxus.

# 5 – Budget

In der Nebensaison sind die Preise im Allgemeinen wesentlich günstiger als in der Hochsaison. Das betrifft einfach alles: Unterkünfte, Transportmittel, Ausflüge und so weiter und so fort. Unsere Gastgeberin in Trinidad gab uns den Tipp mit dem Katamaran auf die unbewohnte Insel Cayo Blanco rauszufahren. Wir waren insgesamt zu siebt und hatten die Insel ganz für uns, inklusive ihrer Traumstrände. Dafür haben wir pro Person 15 CUC bezahlt (= € 15). Wenn ich jetzt im Internet recherchiere kostet der Ausflug € 49 pro Person.

Bottom Line

Wenn du also auch authentische und entspannte Erlebnisse bevorzugst und dafür auf die Bestwettergarantie verzichten kannst, dann ist dieses antizyklische Reisen auch das Beste für dich. Ich habe es mit diesem Kuba Trip das erste Mal bewusst wahrgenommen und versuche seither wann immer es geht meine Reiseziele in der Nebensaison zu besuchen. So war auch Israel im Januar das Beste, was ich mir „antun“ konnte.  Auf Kuba und auch in Israel mussten wir nicht komplett auf Sonnentage verzichten, aber wir mussten eben auch mal Regen in Kauf nehmen. In Anbetracht all der Vorzüge der Nebensaison, habe ich den einen oder anderen Regentag gerne akzeptiert und bei einem Mojito vorbeiziehen lassen.

Einen ausführlichen Reisebericht zum besten Urlaub meines Lebens gibt es bald hier auf dem Blog.

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