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Das Schweigen der Lämmer

Eigentlich wollte ich es vermeiden über solche Themen in meinem Blog zu schreiben… jetzt kommt das große ABER: Es brennt mir in den Fingern und muss raus. Diese Diskussion um Wölfe und Schafe in Deutschland. Es geht mir nicht unbedingt ums Thema an sich, sondern um die Art der Berichterstattung. Besonders in emotional aufgeputschten TV/Nachrichtenformaten wie dem Frühstücksfernsehen, um nur ein Beispiel zu nennen.

„Erneuter tödlicher Zwischenfall mit einem Wolf. Wann werden sie endlich zum Freischuss freigegeben?“

Dazu gibt es dann ein herzerweichendes Bild der gerissenen Schafe, die auf der Weide exemplarisch nebeneinander aufgereiht wurden. Daneben steht dann der Halter, der um den Verlust seiner „geliebten“ Schafe weint. Das Geheule um den bösen Wolf ist groß. Mit dieser Art der Berichterstattung sollen Emotionen geweckt werden. Mitleid mit den Schafen und mit dem armen Züchter. Mimimimimi. Eine vermeintliche Idylle von glücklichen Schafen auf der Weide und ihrem „Gönner“, dem Menschen. Das alles zerstört vom bösen Wolf. Die Märchen hatten immer schon recht. Vergessen wir jedoch eines nicht: Ob die Schafe im Stall oder auf der Weide gehalten werden – sie sind geboren um zu sterben – ihres Fleisches wegen.

Wie wäre es zur Abwechslung mit etwas mehr Realität?

Was mir fehlt ist ein allumfassender Bericht mit einer ordentlichen Portion Realität. Denn worum geht es hier wirklich? Mitleid mit den Schafen hat sicher niemand, besonders nicht der Züchter.

Wie sieht die andere Seite aus? Welches Schicksal ereilt die Schafe, wenn sie nicht von Wölfen gerissen werden? Darüber redet niemand. Wo sind die Bilder des gewalttätigen Scherens im Akkord, bei dem Schafe immer verletzt werden, wenn sie dabei festgebunden, ihrem Schicksal ausgeliefert sind? Die Bilder der Lämmer, die ihren Müttern entrissen und künstlich ernährt werden? Oder die Bilder des grauenvollen Schlachtprozesses? Das Blut. Die sich windenden angsterfüllten Lebewesen. Die zerstückelten Körper.

Die Motivation

Ob Wolf oder Mensch – das Schaf ist am Ende tot. Blicken wir doch einmal auf die Motivation der Mörder.

Wolf:                    Grundbedürfnis nach Nahrung, also Überleben

Mensch 1:           Wirtschaftlichkeit, Business & Gier

Mensch 2:           Fleisch – für eine kurzweilige Gaumenfreude

Dafür bezahlen Lämmer und Schafe mit ihrem Leben. Der entscheidende Unterschied liegt in der Motivation und in der Menge. Ein Wolf reißt Schafe nur wenn er Hunger hat und zum Überleben essen muss. Bei Mensch 1 (Züchter) und Mensch 2 (Konsument) geht es nicht ums blanke Überleben. Im Vordergrund stehen Gier und Gewohnheit – „… weil es immer schon so war und weil alle anderen es ja auch tun. ist halt normal…“.

144 vs. 100.000

Wie oft hören wir davon, dass Schafe von Wölfen gerissen werden? Vielleicht einmal im Monat, wenn überhaupt. Im Jahr 2018 sollen in Brandenburg insgesamt 110 Schafe von Wölfen getötet worden sein. Also etwa 9 Schafe pro Monat, um mal einen Durchschnittswert zu bekommen. Auch wenn das nicht zutrifft: nehmen wir einfach mal an, in jedem Bundesland würden im Schnitt 9 Schafe pro Monat durch Wölfe umkommen. Das ergäbe insgesamt 144 Schafe monatlich.

Durch Menschenhand sterben monatlich im Schnitt 100.000 Lämmer und Schafe – die Mehrheit davon Lämmer (=Babies). Diese Anzahl kann je nach Saison variieren. Die Osterzeit ist Lammschlacht-Hochsaison und entsprechend beachtlich höher fällt die Zahl der Opfer aus. Von christlichem Mitgefühl keine Spur. Im Gegenteil: Paradoxerweise schmücken wir zur Osterzeit unser Heim mit niedlichen Lämmern in jeglicher Form (Bilder, Porzellan, Kuchen, etc.) und vertilgen das echte Lamm dann feierlich am Ostersonntag – ein kleines unschuldiges Baby, das sicher nicht zu Tode gestreichelt wurde.

Ich verbiete niemandem Schafe oder Lämmer zu essen. Mit diesem Beitrag möchte ich lediglich eine andere Perspektive aufzeigen und zum Nachdenken anregen. Wir sollten uns -ganz gleich um welches Thema es geht- kritisch mit Berichten auseinandersetzen und uns selbst nach der anderen Seite fragen, statt das anzunehmen was die Medien uns als „die andere Seite“ vorgeben.

Quellen: Zahl der gerissenen Schafe in Brandenburg => LR Online / Zahl der geschlachteten Lämmer & Schafe => peta / Beitragsbild => peta

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